Es ist gar nicht so einfach, einen Kaffee professionell zu beurteilen. Wie schmeckt ein fruchtiger Kaffee? Wie erkenne ich einen vollen Körper? Ich finde das Thema sehr interessant und wollte mich gerne weiterbilden. Somit habe ich mich an eine Verkostung, ein so genanntes Cupping gewagt.

Klar, ob ein Kaffee schmeckt oder nicht, kann jeder für sich beurteilen. Wenn wir Milch dazugeben und eventuell Zucker, schmeckt jeder Kaffee gut. Vor allem, wenn er heiß ist. Ist Ihnen aufgefallen, dass ein abgekühlter Kaffee ganz anders schmeckt? Ich wollte der Sache auf den Grund gehen und mich darin schulen, Kaffee besser beurteilen zu können. Deshalb habe ich mir die Zeit genommen und ein (fast) professionelles Cupping vorbereitet. Probieren Sie es aus, es ist nicht schwer!

Die Vorbereitung:

Stellen Sie für jeden Kaffee, den Sie verkosten möchten, eine Tasse (ca. 150ml) oder ein dickwandiges Glas auf den Tisch. Mehrere Kaffees im Vergleich zu testen, ist spannend und sinnvoll. Vermerken Sie den Namen des Kaffees bei jeder Tasse, damit es nicht zu Verwechslungen kommt.

Mahlen Sie jeden Kaffee eher grob und geben Sie ca. 8g in die entsprechende Tasse. Sie können mit den Parametern spielen, sie müssen für jeden Kaffee aber gleich sein. Wenn Sie keine Mühle haben, verwenden Sie (eher grob) gemahlenes Pulver.

Jetzt geht’s los. Der Duft:

Nehmen Sie jede Tasse in die Hand und riechen das Pulver. Schütteln Sie es vorsichtig, damit der Geruch sich gut entfaltet. Was riechen Sie? Vermerken Sie das Ergebnis am besten in einer Liste. Die Attribute können zum Beispiel süß, fruchtig, intensiv oder schwach sein. Decken Sie den Kaffee dann schnell mit einem Deckel ab.

Kochen Sie jetzt Wasser auf und lassen es kurz abkühlen. Sehr interessant ist es, gefiltertes und ungefiltertes Wasser zu nehmen und zu vergleichen. Gießen Sie die Tassen halbvoll mit Wasser. Rühren Sie mehrmals um und gießen dann den Rest des Wassers ein. Schöpfen Sie den weißen Schaum vorsichtig mit einem Löffel ab und lassen den Kaffee ca. 5-8 Minuten ziehen bzw. abkühlen.

Jetzt wird es spannend. Neigen Sie sich zu jeder Tasse und riechen Sie tief in das Kaffeearoma. Den Löffel tauchen Sie vorsichtig in die Oberfläche ein und bewegen ihn zu Ihnen hin. Diese Bewegung nennt man Aufbrechen des Kaffees. Riechen und beschreiben Sie das Aroma. Hilfreich ist hierbei das Aroma-Rad.

Der dritte Teil. Der Geschmack bzw. das Schlürfen.

Nehmen Sie mit einem Esslöffel etwas Kaffee aus der Tasse und ziehen ihn schwungvoll in den Mund. Lassen Sie den Mund dabei etwas geöffnet, sodass Luft mit eingezogen wird. Im Idealfall entsteht ein Zischen oder Schlürfgeräusch. Das sieht komisch aus, funktioniert aber! Wenn der Kaffee fast die ganze Zunge bedeckt, ist es richtig.

Belassen Sie ihn mehrere Sekunden im Mund, rollen sie ihn im Mund umher oder probieren Sie aus, was Ihnen am besten liegt. Die sensorische Wahrnehmung geschieht durch das Zusammenspiel von Zunge, Wangen und Gaumen. Anschließend spucken Sie den Kaffee aus, zum Beispiel in eine bereit gestellte Schüssel.

Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie wahrnehmen möchten. Notieren Sie es gleich, damit Sie es nicht vergessen. Vergleichen Sie immer einen neuen Kaffee mit einem Ausgangskaffee. Zwischendurch spülen Sie Ihren Mund mit Wasser aus und probieren es erneut. Normalerweise braucht man einen kleinen Anlauf, damit die Sensorik aktiviert wird. Danach geht es oft viel leichter.

Was schmecken Sie?

Defekte wie schimmelig oder muffig schmecken die meisten Kaffeetrinker sofort heraus. Um Eigenschaften wie blumig, beerig, zitrusfruchtig oder schokoladig herauszuschmecken, bedarf es einer geübten Zunge und Nase. Das kann man richtig trainieren und die Sinne brauchen dafür Zeit.

Der Kaffeekenner konzentriert sich auf drei Punkte: Das Aroma, die Säure und den Körper. Beim Aroma empfehlen wir das Aroma-Rad als Orientierungshilfe. Beachten Sie den teilweise lang anhaltenden Nachgeschmack. Hier können Sie noch richtig viel rausschmecken.

Die Säure spielt je nach Sorte, Herkunft und Röstung eine wichtige Rolle. Sie verleiht dem Kaffee Frische und Lebendigkeit. Der Körper bzw. die Fülle umfasst die Dichte des Geschmacks. Die Bandbreite geht von voll bis zu leer oder wässrig.

Sie werden sehen, schon beim ersten Mal lernen Sie eine Menge interessante Sachen über Ihre Wahrnehmung und über Ihren Kaffee!